Ohne ein starkes Handwerk bleibt es dunkel

Dr. Andre Baumann und Nikolaus Eberhardt besuchen Elektro-Technik Werner Münch in Ketsch

Ohne ein starkes Handwerk bleibt es dunkel. Ganz besonders trifft das auf das Ketscher Traditionsunternehmen Elektro-Technik Werner Münch zu. Seit 1960 ist das Unternehmen ein verlässlicher Partner für alle Projekte rund um Elektrotechnik, insbesondere für die Planung, Umsetzung und Wartung von Elektroinstallationen. Dr. Andre Baumann, der Landtagsabgeordnete der Grünen, traf sich mit Rene Kolb, dem Geschäftsführer. Mit dabei war auch Nikolaus Eberhardt, Sprecher der Grünen in Ketsch.

Im Gespräch wurde schnell deutlich: Der Alltag kleiner und mittelständischer Betriebe wird zunehmend von Bürokratie geprägt. „Genehmigungsverfahren und Auflagen nehmen überhand“, so Kolb. „Und je nach Netzbetreiber unterscheiden sich die technischen Anschlussbedingungen.“ Selbst für vermeintlich einfache Prozessschritte seien heute seitenlange Formulare auszufüllen. Neben komplexen gesetzlichen Regelungen sind es Normen der Verbände und Industrie selbst, die das Arbeiten erschweren. „Wenn man nur prüft und alles bis ins letzte Detail regelt, kommt man irgendwann nicht zu dem, wozu man eigentlich als Handwerker da ist“, fasst Kolb die Situation zusammen. Solche Berichte kennt Andre Baumann aus vielen seiner Unternehmensbesuche. „Wir brauchen Regeln und Standards. Aber wir sind überreguliert. Und darum haben wir in Baden-Württemberg eine Offensive zur Entbürokratisierung gestartet. Wir setzen uns mit aller Kraft ein, dass es weniger statt mehr Regeln werden, dass wir standardisieren – und als Verwaltung ermöglichen und genehmigen“, sagt Baumann, der auch als Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft tätig ist.

Fachkräfte, Ausbildung und der Kampf um die nächste Generation

Ein weiteres Thema war der anhaltende Fachkräftemangel. Besonders herausfordernd sei es, junge Menschen zu erreichen. „Die Jüngeren ticken anders – wir müssen sie finden, ansprechen und begeistern“, sagt Kolb. Aber trotz der schwierigen Lage schafft es Elektro-Technik Werner Münch, jährlich ein bis zwei Auszubildende einzustellen – und die meisten bleiben. Die neuen Auszubildenden seien engagiert und flexibel.

Eigenes PV-Projekt zeigt strukturelle Probleme

Dass die Herausforderungen nicht nur Kundinnen und Kunden betreffen, zeigt ein Photovoltaik-Projekt auf dem eigenen Firmendach. Es wurden zwei 30-kW-Anlagen geplant, 30-kW-Volleinspeisung und 30-kW-Überschusseinspeisung. Während die Voranfrage problemlos genehmigt wurde, wurde die spätere Inbetriebnahme vom Netzbetreiber verweigert und eine Ertüchtigung der Hausanschlussleitung gefordert, welche das Projekt um 20% verteuerte. Kolb möchte dennoch an der Photovoltaik festhalten: „Ich will langfristig für meinen Betrieb unterm Strich so viel Strom produzieren wie wir verbrauchen. Das ist unser Beitrag zur Energiewende und gleichzeitig auch ein Aushängeschild für uns.“  Aber der Weg zur betrieblichen Klimaneutralität sei ein „Dschungel“. Baumann berichtete, dass man in Stuttgart diesen Dschungel Stück für Stück auflichtet, damit man schneller vorankommt.

Wertschätzung und regionale Verwurzelung

Kolb betonte die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den umliegenden Kommunen. Besonders im öffentlichen Bereich gebe es eingespielte Abläufe, klare Anforderungen und gegenseitige Wertschätzung. „Ich arbeite gerne in der Region. Ich kenne viele Gebäude seit meiner Kindheit. Es ist eine ehrenvolle Aufgabe, sie instand zu halten, um diese für nachfolgende Generationen nutzbar zu erhalten.“ Und dieser Beitrag wird auch in den Gemeinden geschätzt. „Das Unternehmen mit seinen Mitarbeitern, seinem Knowhow und seinem Lager ist ein wichtiger Faktor für die Entwicklung und Resilienz unserer Gemeinden. Diesen Beitrag schätzen wir Grüne sehr“, bestätigt Nikolaus Eberhardt.

Aber die Arbeit verändere sich, auch wegen veränderter Rahmenbedingungen durch die Energiepolitik. „Wir erleben, dass die Netze unter Dauerlast stehen“, so Kolb. Zum Beispiel dadurch, dass tagsüber viel Sonnenstrom ins Netz gespeist werde und in den Nachtstunden viel Energie aus anderen Regionen zu uns geliefert werden müsse. Andre Baumann bestätigte das und verwies auf die neue Stromtrasse Ultranet. „Netzverstärkungen sind dringend nötig“, erklärt er, damit erneuerbarer Strom schnell zu den Verbrauchern komme. Zudem brauche man Stromspeicher, um die Netze zu entlasten und die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Dafür brauche es jedoch Planungssicherheit: „Wir brauchen stabile Rahmenbedingungen und einen nationalen Energiekonsens, wie ihn Länder wie Dänemark vorleben. Der Schlingerkurs der Bundesregierung ist in der Sache leider wenig hilfreich“, so Baumann.

Trotz mancher Frustration betont Kolb den Gestaltungswillen seines Unternehmens: „Wir wollen nicht jammern, sondern machen und unseren Kunden den größtmöglichen Nutzen bieten. Getreu unserem Firmenmotto: ‚Geht nicht – gibt es nicht‘. Aber dafür brauchen wir Spielräume – und weniger Papier.“ Die globale Konkurrenz schlafe nicht, und Deutschland müsse aufpassen, im internationalen Wettbewerb nicht zurückzufallen.

Fotos: Patrick Alberti, Büro Baumann.